Bernd Seestaedt   (18.März 2005)

Beräumen?

    Liebe mich
wie ich
red

Beräumen? Was? Wer? Womit? Ist's Deutsch von abgelegnen Arten, die keinen Schutz mehr erwarten?

Steht's im Duden? Steht's im Internet? Kennt's der Richter, zur "Beräumung", was spricht er?

Frag dein Sprachenhirn. Hör in dich hinein. Tritt in des Wortes Vorhof ein.

Worte haben Treppen und Balkone, Worte flüstern im Liebesbett oder später im Garten, manchmal zu spät.

Worte tragen manchmal Krone, stampfen Zepter, bis der Zacken aus der Krone fällt.

Worte träumen mit im Schlaf ~~~~~

bewandern, bewandert sein, bewalden, bewaldet sein

be- und entladen, begeistern, entgeistern, begeistert sein, entgeistert? schaust mich entgeistert an?

befremdet, entfremdet? vor meinem Gesicht? vor dem Werk deiner Hände

Entwurf? alles mit Ent..., vorweg geplant, auch zum Schaden, bis es innerlich brennt.

Bewurf? alles mit Be..., direkt es packen, missachtend den Schmerz. Tatsachen wegschaffen durch Tatsachen, ok?

Den Platz räumen, das Geschirr wegräumen, abräumen, das Zimmer umräumen.

Ein aufgeräumtes Frauenzimmer sagt "Beräumen" nie?

Das fehlte noch: Enträumen! das wär Philosophie!

Den Schnee beräumen mit Panzern, Schiebern, 100 Mann. Die Medien sagen so. Das Zimmer beräumen, als stünd der Panzer schon an? so spricht der kleine Mann, oho.

Der Worteklingler, der Wortvertingler, der nur selbst sich versteht, wenn er Worte verdreht?

Der Schnee war der Raum, nahm davon sich zuviel, so musste er weg, raus aus dem Spiel.

Gib dem Raum wieder Raum, lass die Worte klingeln. Befehlston macht jedem Spass. Sprich die Dinge an mit SIE, aber siehe mich bitte nie mit Hass, den du nicht gewollt, ich weiss, doch im Ton war da was.

Untertöne, Obertöne? Willst die Flötentöne Du mir beibiegen?! Nur zu, doch am liebsten im Beiliegen.

Beräumt, weggeräumt, aus dem Aug, aus dem Sinn! lieb auch du bitte mich so, wie ich red, wie ich bin.


Vielleicht passt es ja hierher. Auf meine hehre Gedichtseite für Petrarca wollt ich's nicht hängen, obwohl der Spruch von Brecht aus den Buckower Elegien (Quelle richtig?!) dabei mit im Kopfe war:
Petrarca, Dante - jene Dichter, die stets das nur besangen, was sie nie beschlafen durften.   (unwörtliches Zitat)
Gemieden sei das Zotige, das Moralisch-Fragile des Überlegenen, der in den letzten Buckower Tagen im Hofstaat "seiner" 3-4 Frauen lebte.
Die stilistische Wucht der Verfremdungen mit Be-, auch im "Be-Singen" hörbar, bemerk ich wohl. Ja, der Herr BeBe, so beliebte er zu bespötteln.


Bernd Seestaedt
Last modified: Fri Mar 18 22:03:58 CET 2005