Deutsch sein ist nicht schwer ? |
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Da die Spezies der Deutschen erst wieder (1989) und nun immer noch (2004) durch das an den Tag gelegte
Verhalten seiner beiden Unterarten, der Ossis und Wessis, nicht immer differenzlos, vorgestellt wird,
behält der Typus des "gelernten" Ossis mit West-Erfahrungen nicht unter 10 Jahren ein gewisses Interesse. Dazu zählt der im folgenden vorzustellende Deutsch-Schüler, zu welchem Titel er sich bekennt -- trotz des amtlich bestätigten Titels eines Dr.Ing. der Informatik, erworben 1995 an der Universität zu Bielefeld:
Bernd Seestaedt
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1951 -- geb. am 1.2. in Graal-Müritz, dem Seeheilbad nahe Rostock. Mit Ostseewasser getauft. In Vaters Erholungsheim für Asthma-Kranke das Goldkind. "Mein" Brunnen mit 2 hochaufgetürmten Bären, später eingetauscht gegen die Echten, "Nante" und "Jette" am Märkischen Ufer in Ost-Berlin.
- 1956 -- Berliner Junge geworden, als in relativ city-nahen Vierteln
noch Hochgras zwischen den Haüserzeilen wuchs. Davon Stirnnarbe behalten, weil der aufrechte Späher über Graskante den Steinwurf eines spitzbübischen Spielkameraden übersah.
- Wessi wie Ossi -- meine Omas wohnen beide in Kreuzberg, mit Tretroller "rüber-nüber". Eine kocht Karpfen mit Malzbier und Spucke und kuckt Samstags den "Blauen Bock". Sie stirbt eh ich denken kann, die andere liebe Kleine kauft immer die "Sigurd"-Comics und das Billet für den Western im handtuchbreiten Kinoschlauch der Häuserzeile. In "Bild" sehe ich Polit-Comics, meist Fakire auf Nagelbrettern, Plastikbomben mit der Aufschrit "OAS" und Chruschtschow mit seinem Schuh kloppend. Ansonsten viel über "Pankow" und die "Zone".
- 1957 -- Schüler einer direkt am Grenzübergang (noch offen) gelegenen
"Allgemeinbildenden Schule". Lehrer Zurth, auch mein Fussballtrainer und Berliner Original, schickt Klassenkameraden in der Pause auf die andere Seite, die "richtigen" Zigaretten holen. Mich nie. Also bestand kein Entscheidungsbedarf.
- 1961 -- Wir sind in den Schulferien, da wird die Mauer gebaut. Es geht die Mär, die kleine Oma hätte alle Wohnungsschlüssel bei sich gehabt. Ein letzter Paketwurf über den "Schutzwall" ? Zumindest winken wir 1 Woche lang hinüber. Ich bin jetzt bis zum Schulende ein Mauerkind. Auch wegen dieses Feelings schrieb ich den Brief an die US-Kandidaten Bush und Kerry wegen Ihres Reststücks "Eiserner Vorhang" mit Kuba. Ich ehre darin meinen Vater als tapferen Mauerwinker, der als alter SPD-ler in der SED gelandet war. Die Kraft der frühen Nachkriegsjahre auch im Osten, er hatte in seinem Graaler Leuten Heim gegeben. Wenn er mich zum Buddeln im "Nationalen Aufbauwerk" an der Karl-Marx-Allee mitnahm, ahnte ich ein bisschen - das ist der "typisch Deutsche", wo er gebraucht wird, da geht er hin.
- 1963 -- In Dallas stirbt Kennedy. In der Schulpause wird ein Beileids-Voting für ihn vorbereitet. Ich unterschreibe als einziger nicht, der Schule einziger Mauerwinker, von Schülern verlacht. Misstrauen gegen zu absolute Mehrheiten oder Querdenken wie später so oft? Zurth(e) stellt mich als Klassenlehrer vor der Klasse zur Rede. Keine Spur Anti-Amerikanismus in unserer heilen Schulwelt. Übrigens hatten wir von der amerikanischen Luftbrücke, ausgelöst durch eine russische Blockade, nichts gesehen, noch gehört. Dass die regelmässig mauernah kreisenden Hubschrauber, fliegende Glasmurmeln, "Rosinenbomber" genannt werden, gibt mir nicht zu denken. Und die vielzitierten Fresspakete der Amis denke ich mir geschrieben als "Kehr"-Pakete.
Die Zeittafel wird weiter geführt
"Geheim-Informanten"
Gelernte Ossis haben genauso wichtige, durch die offizielle Geschichtsschreibung unberührte Informationen bekanntzugeben wie Wessis, wie jeder "Erfahrungsträger" (nach einem Sarkasmus von B.Brecht lernen Menschen gerade nicht aus Ihren Erfahrungen. Gemeint sind negative soziale Erfahrungen wie die im Umgang mit dem Naziregime gemachten. Woraus dann lernen? Gibt es soetwas wie Sozialverstand? Z.B. um die Meldungen von Nachrichtensendern kritisch zu durchleuchten? ....)
Deshalb hier meine Sammlung.
Den Informanten glaube ich nicht auf's Wort, noch leite ich aus dem Mitgeteilten grundsätzlich Kritik an den angesprochenen Akteuren ab. Es sollen Anregungen gegeben werden, einen bestimmten geschichtlichen Augenblick komplexer zu betrachten oder Betroffene sogar zur Stellungnahme anregen.
- Über dem Eingang zu Platons Vorträgen über Philosophie stand: "Nur für Mathematiker"
Literaturquelle verschollen
- Der einsame Tod des "Diktators" Stalin
- Vermeintliche Schüsse am 17.Juni 1953 aus dem Tiergarten, d.h. von Berlin-West nach Berlin-Ost
- Martin Döbler über den weissen Terror in der "Konterrevolution in Ungarn 1954" gegen Stalin-treue Parteifunktionäre
- Meine Erlebnisse beim Bau der Berliner Mauer, 1 Woche Winken zu den Verwandten auf der anderen Seite und mein 1.50 grosser Geschichtslehrer mit Kalaschnikow als Ordnungshüter davor.
- Ein Mitarbeiter der "Hauptabteilung Abwehr" "enthüllt" den vermeintlichen Treffpunkt von M.Krug und "Mitstreiter" (wie Hilmar Thate und Angelika Domröse) vor seiner Ausreise von Ost- nach West-Berlin: in der US-amerikanischen Botschaft in Ost-Berlin, was für die ostdeutsche Abwehr zwangsläufig höchste Alarmstufe bedeutet hätte. In Krugs Buch steht davon nichts. Man wird ihn fragen müssen.
- Ein Aspirant aus Grusinien, damals Republik der Sowjetunion, teilt mir mit, dass die russischen Truppen in Afghanistan in Kabul Zivil tragen mussten, um nicht "aus dem Verkehr gezogen zu werden". So hoch waren die Verluste in angeblich kontrollierten Gebieten.
- Archie Brown über das Problem:
Gorbatschows Weg an die KPdSU-Spitze in oder ausserhalb des KGB ?!
- Egon Krentz schlappe Stellungnahme zu den Vorgängen auf dem Platz des himmlischen Friedens machte dem mitdenkenden Ossi klar, dass Honeckers Kronprinz gewiss kein "Gorbatschow" werden würde.
- Günther Schabowski spielte auf einer Pressekonferenz der SED den jovialen Politiker und las unbedarft einen Zettel vor. Wenn man sich absichtlich dumm stellte, konnte man ihn so verstehen: "ab heute abend können DDR-Bürger West-Berlin besuchen". In diesem Moment flitzten alle pfiffigen West-Journalisten zu ihren Telefonen. Am Abend standen die Ost-Berliner am Schlagbaum des Grenzübergangs Oberbaumbrücke. Die Grenzsoldaten hatten keine Order, was geschehen sollte. In einem Staate, in dem eine Partei den Staatsapparat kontrollierte, hatten die "neuen führenden Genossen" verabsäumt, ihren Grenzgenerälen Order zu erteilen. Die Berliner Mauer schnappte auf und war fortan der Lächerlichkeit preisgegeben und den Mauerspechten.
- Die Kuba-Blockade der USA seit ....? Wer weiss es schon noch? 35 Jahre?
Und die Tatsache, dass die Kubaner auch durch kanadische Weizenlieferungen überlebten. Deshalb lohnt es sich Kanadier wie meinen Freund Warren Breckman danach zu fragen. Hauptthema ist heute der viel zu grosse Einfluss der Exil-Kubaner in Miami/Florida auf die Beibehaltung des Embargos. Deshalb auch mein Donquidiotischer Brief an Bush/Kerry in den letzten Zügen ihres Wahlkampfes.
wird weiter geführt
Bernd Seestaedt
Last modified: Tue Jan 18 22:36:26 CET 2005