Bernd Seestaedt

Bitter-böser Abschiedsbrief (16.April 2004)

Gabst deine Liebe wie ein Jacke
zur Altkleidersammlung
nach weitweg für immer
wie das gute Stück
für noch nen guten Zweck.

Zogst die Hausweste wieder an,
mit dem lockeren Brokatfaden.
Liess sich ja wieder stopfen,
alles wieder gut,
wieder ganz die Alte.

Hat sich gar nichts verändert,
wer hatte dich in der Jacke gesehen,
Spaziergänger, Kuschelpaare.
Ja, dein Feeling drin war ziemlich gut,
auch wenn sie nicht ganz ideal passte.
Hättest etwa wegen einem anderen Aufzug
alles ändern sollen an Dir?
Dein Wesen ändern,
damit dir die Jacke überall passt.

Dass du manchmal brumm machst,
phlegmatisierst, dich ein-igelst,
wusstest du selbst,
hatte bisher keinen gestört.
In die Jacke schlüpfen,
immer mopsfidel zu sein,
zu sprudeln mit und gegen jemand,
der oft und gern sprudelt,
die Jacke wollst du dir
doch sowieso nicht anziehen.

Eine Exotenjacke eben,
eine Laune, eine Fühlung,
aber es war eben doch ganz nett mit ihr.
Und ein bisschen fehlt sie dir ja auch,
immer wenn du die Hausjacke mit Brokat
anziehst, fällt sie dir schon mal ein,
quasi täglich.

Sie gespenstert also weiter rum
in deinen Leben.
Wird man sowas denn nie los?
Schien doch alles geklärt.
Fehlt blos noch, dass sie
per Post zurückkommt
und dem Mann in die Hände fällt,
wo der jetzt so häuslich ist,
alles teilt.

Nein, du willst dich mit der Jacke
nicht mehr öffentlich zeigen,
es geht dir gut auch ohne sie,
Ruhe, Frieden, Liebe, Treue,
einfach glücklich sein.


So bleib ich jetzt immer,
mir und ihm treu,
nie wieder fremde Jacken anprobieren,
keine Verrückheiten mehr,
ich bin glücklich,
mir reicht was ich hab,
ich bin glücklich.
Für immer.



Bernd Seestaedt